Scherer

Scherer
Sche|rer 〈m. 3jmd., der jmdn. od. etwas (Tier, Garn) schert (Bart\Scherer, Schaf\Scherer) [<mhd. scherære, scherer „Scherer, Barbierer; Tuchscherer; Wundarzt“; zu scheren „(ab)schneiden“]

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Scherer,
 
1) Hans, der Jüngere, Orgelbauer, * Hamburg zwischen 1570 und 1580, ✝ nach 1631, Sohn von Hans Scherer dem Älteren (* um 1525, ✝ 1611); zunächst Mitarbeiter seines Vaters in Hamburg; gilt mit Orgeln in Kassel (Schlosskapelle, 1607-09; Brüderkirche, um 1610; Martinskirche, 1610-12), Tangermünde (Stephanskirche, 1624), Lübeck (Aegidienkirche, 1624/25), Minden (Dom, 1625/26) neben E. Compenius als führender norddeutscher Orgelbauer seiner Zeit.
 
 2) Wilhelm, Germanist, * Schönborn (heute zu Göllersdorf, Niederösterreich) 26. 4. 1841, ✝ Berlin 6. 8. 1886; war Professor in Wien (seit 1868), Straßburg (seit 1872) und Berlin (seit 1877). Scherers als »literaturwissenschaftlicher Positivismus« zu bezeichnender methodischer Ansatz, exemplarisch vorgeführt in »Zur Geschichte der deutschen Sprache« (1867) und v. a. in der populären »Geschichte der deutschen Litteratur« (1883), bestimmte die Germanistik weit über die Jahrhundertwende hinaus (»Scherer-Schule«); er zielte darauf ab, sprachliche und literarische Erscheinungen nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung zu erklären und (nach naturwissenschaftlichem Vorbild) exakt zu beschreiben (Junggrammatiker).
 
Weitere Werke: Denkmäler deutscher Poesie und Prosa aus dem 8.-12. Jahrhundert, 2 Bände (1864, mit K. Müllenhoff); Jacob Grimm (1865); Leben Willirams, Abtes von Ebersberg in Baiern (1866); Deutsche Studien, 3 Teile (1870-78); Geschichte des Elsasses von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart, 2 Bände (1871, mit O. Lorenz); Vorträge und Aufsätze zur Geschichte des geistigen Lebens in Deutschland und Österreich (1874); Geistliche Poeten der deutschen Kaiserzeit, 2 Teile (1874/75); Geschichte der deutschen Dichtung im 11. und 12. Jahrhundert (1875); Die Anfänge des deutschen Prosaromans und Jörg Wickram von Colmar (1877); Aus Goethe's Frühzeit (1879); Aufsatz über Goethe (1886); Poetik (herausgegeben 1888); Kleine Schriften, 2 Bände (herausgegeben 1893).
 
Herausgeber: Notkers Psalmen (1876, mit R. Heinzel).
 
Ausgaben: Briefwechsel zwischen Karl Müllenhoff und W. Scherer, herausgegeben von A. Leitzmann (1937); Briefwechsel mit Erich Schmidt, herausgegeben von W. Richter u. a. (1963).
 
 
J. Sternsdorff: Wiss.-Konstitution u. Reichsgründung. Die Entwicklung der Germanistik bei W. S. (1979);
 W. Höppner: Das »Ererbte, Erlebte u. Erlernte« im Werk W. S.s (1993).
 

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Sche|rer, der; -s, -: jmd., der etw. 1schert (1, 2).

Universal-Lexikon. 2012.

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